Landwirtschaft
Ackerbau
Auf fast allen ostpreußischen Gütern der Anhalt-Dessauer gab es nur schwere Lehmböden. So auch in Paradeningken. Das Pflügen gestaltete sich auf diesen Böden deutlich schwieriger, als auf Sandböden. Deswegen scheiterten die Anhalt-Dessauer auch mit ihrem Vorhaben, Hannoveraner als Arbeitspferde einzusetzen. Sie waren zu leicht für die schweren Böden. Man setzte dann doch wieder die bewährten ostpreußischen Arbeitspferde ein.
Im Herbst, vor Eintritt des Frostes, waren wochenlang Pferdegespanne und Trecker auf den Äckern unterwegs, um den Boden für den Winter vorzubereiten. Die beim Pflügen erzeugten Schollen froren im Winter durch und zerfielen dadurch in kleine Erdklumpen, was zu einer Auflockerung des Bodens führte. Man nennt diesen Vorgang Frostgare.
In den 1920er Jahren schritt die Mechanisierung auf den Gütern voran. So löste ein moderner Ackerschlepper die Pferdegespanne und den Dampfpflug ab. Hier ist in erster Linie der Bulldog von der Firma Lanz zu nennen. Mit ihm konnte nicht nur gepflügt werden, sondern er diente auch als Selbstbinder, Höhenförderer, Heugebläse und als Antrieb für die Dreschmaschine. Heu musste nicht mehr mit der Hand gewendet werden, da Pferderechen und Heuwender angeschafft wurden. Das Heu wurde anschließend mit einem von einem Trecker angetriebenen Heugebläse auf die Stallböden geblasen.
Ein weiterer Meilenstein war die Anschaffung von gummibereiften Plattformwagen. Der Vorteil dieser "Gummiwagen" war, dass man sie mit 80 Zentnern beladen konnte. Außerdem konnten Sie zum Entladen gekippt werden. Die bis dahin verwendeten eisenbereiften Kastenwagen konnten nur mit 40 Zentnern beladen werden und sie mussten händisch abgeladen werden. Als 1936 auf dem benachbarten Gut Schloßberg die Kastenwagen durch die Gummiwagen ersetzt wurden, konnten 30 % der Ackerpferde und Gespannführer abgeschafft werden.
Eisenbereifter Milchwagen des Gutes Paradeningken.
Das Gut Paradeningken hatte 1909 eine Größe von 387 ha. Die Fläche teilte sich folgendermaßen auf:
- Acker: 301 ha
- Wiesen: 40 ha
- Weiden 20 ha
- Sonstige Flächen 26 ha
- Weizen: 155 Morgen
- Roggen: 108 Morgen
- Gerste: 16 Morgen
- Hafer: 268 Morgen
- Erbsen: 116 Morgen
- 1924 wurde eine Missernte durch starke Regenfälle verursacht.
- Im Winter 1928/29 war es extrem kalt. So wurde im Februar 1929 in Norkitten eine Temperatur von -45 °C gemessen. Sehr viele Obstbäume nahmen Schaden. Da sich der Frost bis in den April hinein zog, konnte die Maibestellung erst verspätet ausgebracht werden. Auch die Wintersaat hatte gelitten. Das hatte eine schlechte Ernte zur Folge.
- Viele Obstbäume, die 1928/29 keinen Schaden genommen hatten, gingen in den harten Wintern 1939/40 und 1940/41 ein. 1940 trugen sogar die Beerensträucher keine Früchte.
Was angebaut wurde, lässt sich dem Bestallungsplan von 1874/1875 entnehmen:
Für die Jahre 1924-41 sind einige Missernten dokumentiert:
Rinder
Die großen Wiesenflächen, die im Pregeltal lagen, begünstigten die Rinderhaltung. Als Rinderfutter diente Kleeheu und Maissilage. Die Anzahl der gehaltenen Rinder nahm in den Jahren von 1875 bis 1932 stetig zu. So wurden für das Jahr 1875 insgesamt 73 Rinder gemeldet. Im Jahr 1909 waren es schon 151 Rinder und 1932 wurden 215 Rinder gemeldet. Die Rinder wurden von den sogenannten "Schweizern" versorgt. Es gab einen Oberschweizer, der mehrere Schweizer unter sich hatte.
Der Paradeningker Schweizer Otto Bartkowiak beim Melken.
Der Schweizer Otto Bartkowiak mit einem Bullen auf dem Paradeningker Gutsinnenhof.
Nach den Vorgaben der Ostpreußischen Herdbuch-Gesellschaft musste eine Kuh 4.000 l Milch pro Jahr geben. Die Milch wurde ursprünglich auf dem Gut weiterverarbeitet. Später wurde eine große Meierei auf dem Gut Kutkehmen gebaut. Sämtliche Norkittenschen Güter mussten die Milch nach Kutkehmen liefern. Als die Meierei in Kutkehmen veraltet war, wurde die Entscheidung getroffen, die Meierei nicht zu modernisieren. Die Milch wurde dann zur Meierei nach Insterburg geliefert.
Pferde
Pferde wurden als Kutsch- und Arbeitspferde benötigt. Auf Paradeningken wurde grundsätzlich vierspännig gefahren, d.h. es waren vor dem jeweiligen Arbeitsgeräten immer vier Pferde angespannt. Gab es auf Paradeningken 1874 nur 28 Pferde, waren es 1909 schon 41. Im Jahr 1932 waren es dann 40 Pferde.
Ursprünglich wurden auf den Gütern auch Pferde gezüchtet. Man nahm jedoch davon Abstand. Der Bedarf an Pferden wurde dann über zugekaufte Fohlen gedeckt. Die Fohlen liefen auf den Weiden zusammen mit den Kühen.
Otto Bartkowiak mit Pferden, die zusammen mit Kühen auf der Weide gehalten werden.